10.11.2021 | Berlin

 

Herr Huber, kürzlich wurde Ihr Holzkraftwerk in Ternitz als BHKW des Monats gekürt. Zu diesem Kraftwerk gibt es drei Kennzahlen: jährlich 4,5 Mio. kWh Wärmeproduktion, 3 Mio. kWh Strom und 400 Tonnen Pflanzenkohle. Was macht der Betreiber damit – was ist sein Geschäftsmodell?

Kraftwerke werden primär zur Stromproduktion gebaut; das ist immer das Hauptprodukt und trägt alle unsere Projekte finanziell im Kern. Die Wärme ist ganzjährig zu nutzen und zu verkaufen; in Ternitz ist das ganzjährig gegeben, hängt das Kraftwerk doch an einem hiesigen, großen Fernwärmenetz. Die produzierte Kohle aus Ternitz geht aktuell noch in die Produktion von Grillkohlebriketts, was leider per se nicht klimapositiv ist; aber jedenfalls klimaneutral. Wenn man betrachtet, welche Grillkohle damit aktuell vom Markt verdrängt wird, sehe ich das als sehr wichtige Klimadienstleistung. Erwirtschaften alle drei Produkte entsprechende Einnahmen wie in Ternitz, macht der Betrieb unserer Kraftwerke wirklich Spaß!


Viele Holzgas-Anlagen produzieren als Reststoff Asche, bei Ihnen hingegen entsteht Pflanzenkohle. Wie machen Sie das
?

Nun ja, wie wir in der Branche wissen, produzieren Holzvergaser eher selten nur Asche. Es geht eigentlich darum, dass die anfallende Kohle bei uns seit jeher kein Abfallstoff ist, sondern ein ganz klares Nebenprodukt bzw. drittes Produkt, neben Strom und Wärme. Das hat mit der speziellen Prozessführung zu tun, wonach unsere Kohle sehr sauber und hochwertig anfällt.


Was bedeutet das verfahrenstechnisch?

In klassischen einstufigen Vergasungssystemen können Zwischenprodukte aus der Pyrolyse, wie zum Beispiel Teere, nie vollständig eliminiert werden. Mit unserem gestuften System in Verbindung mit dem patentierten Schwebefestbettvergaser gelingt es uns, ein sehr sauberes Produktgas zu gewinnen. Einfach ausgedrückt: Wir verbrennen die Teere vollständig in der Zwischenstufe zwischen Pyrolyse und Vergaser; ähnlich wie bei einer klassischen Feuerung mit Hilfe der Sekundärluft.
Erst diese hohe Gasqualität erlaubt uns in Kombination mit einer entsprechenden Kohleabtrennungsvorrichtung, aus dem Vergasungssystem eine wertvolle Pflanzen- und Holzkohle zu gewinnen. Mit dieser kann fossile Kohle unbedenklich substituiert werden.
 

Die Anlagen von SynCraft verwerten auch Waldrestholz. Dabei sind Nadeln, Rinden oder Äste für viele Holzgas-Anlagen ziemlich schwierig. Was machen Sie anders?

Die Verarbeitbarkeit von Waldrestholz steuern wir über die Prozesstemperaturen. Nadeln und Rinde bzw. die Aschen daraus schmelzen bereits um die 1.000°C auf und verschlacken daher sehr leicht mit entsprechenden Folgen für den Anlagenbetrieb. Bei unserem gestuften Vergasungssystem und der Verbrennung der Teere in der Zwischenstufe zwischen Pyrolyse und Vergaser können wir die notwenigen Prozesstemperaturen, bei Aufrechterhaltung einer hohen Gasreinheit, dramatisch absenken. Konkret heißt das, dass wir für ein sauberes Gas nur 850°C im System brauchen. Bei diesen Temperaturen schmelzen auch Waldrestholzfraktionen nicht auf. Daher sind wir in der Lage, diese Fraktionen zu verarbeiten.

Ich möchte ergänzen, dass wir nach wie vor Waldhackgut bzw. Hackschnitzel für einen sauberen Betrieb brauchen. Der Betrieb ausschließlich mit Sägespänen oder Rindenfraktionen oder mit reinem Kompostüberlauf würde nicht zufriedenstellend funktionieren.


Wo sehen Sie die Zukunft der Holzkraftwerke von SynCraft? Für welchen Betreibertyp eigenen sich diese am besten?

Wir bauen unsere klimapositiven Energiesysteme für regionale Energieversorgungsunternehmen. Für absolute Profis, da wir der Meinung sind, Kraftwerke werden niemals so „einfach“ werden, dass man damit ökonomisch sinnvoll einzelne Häuser versorgen kann. Bei uns geht es immer um die Versorgung einiger Hunderter Haushalte oder mehr.
Zudem sind unsere Systeme als Grundlast-Energieeinheiten konzipiert. Sie sollten also immer Teil eines größeren Energienetzwerks sein. Nur so kann gewährleistet werden, dass Strom und Wärme über 8.000 Stunden im Jahr sinnvoll abgenommen werden.


Herr Huber, vielen Dank für das Gespräch!