17.05.2021 | Berlin
Ein Nachruf von Eberhard Oettel, Gründungsmitglied der Fördergesellschaft Erneuerbare Energien e.V.
Prof. Dr.-Ing. habil. Erhard Klose am 19. Dezember 2020 im 89. Lebensjahr verstorben.
Prof. Klose hatte in den 1990er Jahren bis 2008 im Wissenschaftlichen Beirat der FEE uns ehrenamtlich auf seinem Fachgebiet der thermochemischen Wandlung beraten. Er hatte Anteil am Zustandekommen der von der FEE organisierten Tagung 1994 im Schloss Oranienburg, in der wir erstmals die Experten, Unternehmer, Forscher und Tüftler, aus Ost- und Westdeutschland in der zu dieser Zeit "wiederentdeckten" Holzvergasung zur Kraft-Wärme-Kopplung und Herstellung von Synthesegas zusammengeführt hatten. Daraus ist die noch heute aktive und im deutschsprachigen Raum einzigartige Arbeitsgruppe der FEE "Vergasung von Biomasse" entstanden.
Prof. Dr. Klose war langjähriger Direktor des auch international in der Wissenschaft- und Ingenieursfachwelt hoch angesehenen Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (IEC) an der damaligen Bergakademie Freiberg (heute Technische Universität Bergakademie Freiberg). Er hatte dazu beigetragen, das Institut mit seinem reichen Erfahrungsschatz und breiten Absolventennetzwerk über die Wirren der Wende zu retten. Auch nach der Übergabe 1994 des IEC in die Hände von Prof. Dr. Bernd Meier blieb er nicht nur eng dem IEC, auch der FEE und neuen Entwicklungen verbunden.
Die Nutzung der Vergasung von Kohlen hin zu Biomasse und Reststoffen lag ihm besonders am Herzen
Professor Klose trug zur Erarbeitung des Katalogs der FEE "Forschungs- und Entwicklungsbedarf und -themen zur Vergasung nachwachsender Rohstoffe" 1997 bei. Dessen ganzheitlicher praktischer und zugleich visionärer Charakter für die Kraft-Wärme-Kopplung in Anlagensystemen < 2 MW, ja, selbst für Synthesegas und Wasserstoff zur stofflichen und energetischen Verwendung, erregte damals Aufsehen im Bund und in Brüssel. Der Katalog war Anstoß und Ausgangspunkt für das Interesse der Task 33 Thermal Gasification of Biomasse der Internationalen Energieagentur, ihren daraufhin von der FEE organisierten Vor-Ort-Tagungen und Anlagenbesichtigungen in Deutschland noch vor dem Beitritt zum IEA-Bioenergieabkommen 2006. Damit war ihr Interesse auch für Biomassevergasung kleiner Leistung und unsere noch heute andauernden nützlichen internationalen Beziehungen zu dieser Fachgruppe geweckt.
In Verlaufe der FEE-Mitwirkung in mehreren internationalen Projekten und die Integration in EU-Netzwerke zur thermochemischen Konversion von Biomasse - solange letztere existierten - konnten wir auf Vorschlag von unserem hochverehrten Professor Klose im JOULE-Projekt "Entwicklung einer integrierten Festbett-Vergasungsanlage kleiner Leistung zur Kraft-Wärme-Kopplung, gefeuert mit Standardbrennstoff" erstmals EU-weit eine einheitliche Bewertungs- und Versuchsgrundlage durchsetzen und in Folge zur kooperativen Weiterentwicklung der Mess- und Analyseverfahren beitragen.
Das anfangs kaum für möglich Gehaltene ist heute Realität: Weit mehr als eintausend Holzgasanlagen deutscher und österreichischer mittelständischer Unternehmen, fast alle Mitglieder der FEE, sind unter strengen umweltrechtlichen Auflagen und harten wirtschaftlichen Bedingungen in mehreren Ländern zur dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung im industriellen Dauereinsatz.
Der Entwicklungsbogen zur Wasserstoffproduktion ist aktueller denn je
Die Verbindung zwischen reicher Erfahrung in der thermochemischen Konversion mit zukünftigem Nutzen, zwischen Praxisnähe und Vision sowie den sich daraus ergebenden Möglichkeiten nachhaltiger Sektorenkopplung spiegelte sich auch in der Bewertung der Chancen der Kombination der Wirbelschichtvergasung mit Wasserelektrolyse in den 2000er Jahren wider, die Prof. Klose für die Combiverfahrensvarianten des damaligen FEE-Mitglieds VER Verfahrensingenieure GmbH abgab. Sie gewinnt gerade jetzt bei der Durchsetzung der Nationalen und EU-Strategien für vorwiegend grünen Wasserstoff und neue Biokraftstoffe wieder besondere Bedeutung.
Wir haben noch viel zu tun, sein wissenschaftliches Erbe für die Bewahrung der Lebensgrundlagen durchzusetzen.