Zwanzig Jahre lang setzte man im luxemburgischen Bettembourg auf ein erdgasbetriebenes BHKW. Seit 2018 ist eine neue Energiezentrale in Betrieb – mit zwei Holzgasanlagen und zwei Pelletkesseln als tragende Säulen. Seitdem werden mehrere öffentliche Gebäude, u. a. das Gemeindehaus, eine Schule, ein Pflegeheim sowie ein Schwimmbad, vorwiegend mit erneuerbarer Wärme versorgt. Serge Streitz, Servicechef von LUX ENERGIE, gibt Einblick in dieses Projekt.
Herr Streitz, bis 2016 haben Sie in Bettembourg die Wärme für Ihr Fernwärmenetz noch rein über ein Erdgas-BHKW erzeugt. Woher kam die Motivation, auf Holzgas sowie auf Pelletkessel umzusteigen?
Finanzielle Aspekte waren ausschlaggebend. Die Förderung von Gas-BHKWs lief aus und wir mussten eine Verdoppelung der Gaspreise für unsere Kunden verhindern. Dass zur gleichen Zeit die Förderung von Erneuerbaren Energien gestartet wurde, haben wir sofort aufgegriffen.
Wieso haben Sie sich für Pellets als Brennstoff entschieden?
Zuverlässigkeit war für uns der zentrale Wert. Deswegen sind uns Pellets als normierter Brennstoff so wichtig – auf dieses Material können wir uns verlassen. Die Holzvergasung mit Wartung, Regelung und allem Drumherum ist nicht ganz unkompliziert, deswegen lag uns viel an einem stabilen Vergasungsprozess. Die Firma Burkhardt konnte genau das gewährleisten.
Woher nahmen Sie das große Vertrauen in die Firma Burkhardt?
Durch die Betriebserfahrung in unserem eigenen Unternehmen! Bereits vor drei Jahren
haben wir eine Burkhardt-Anlage in Strassen installiert. Wir hatten durchgängig gute Betriebsstunden, immer bei über 7 000 Stunden im Jahr. Deshalb entschied man sich ohne Diskussion für das gleiche Produkt in Bettembourg.
Ihre neue Biomasse-Energiezentrale wurde im Oktober 2018 eröffnet. Was ist Ihre Erfahrung mit der täglichen Beaufsichtigung der Anlage?
Die Anlage läuft stabil und von der Wartung her müssen wir nicht viel investieren. Für uns als Betreiber ist es wichtig, die Wartungskosten so gering wie möglich zu halten. Wir haben eine Wartungsmannschaft, die täglich die Kontrolle an der Anlage macht: Sie prüft den Prozess und die Parameter und macht vor Ort die gängigen Sachen. Aber das ist eine Sache von einer halben Stunde.
Mussten Sie nach der Inbetriebnahme Dinge nachjustieren, um den täglichen Betrieb zu optimieren?
Wir haben generell an der Anlage nichts verändert, weil die Anlage gut funktioniert. Das liegt an den Pellets als normiertem Brennstoff. Hätten wir uns für Hackschnitzel entschieden, hätte es Unterschiede in der Materialfeuchtigkeit gegeben – das hätte den Prozess erschwert.
Wie hoch ist Ihr Pelletverbrauch im Jahr und woher beziehen Sie die Holzpellets?
Bereits vor neun Jahren haben wir uns in Luxemburg entschieden, von der Gasschiene herunterzukommen und Pellets als Brennstoff selber herzustellen. Die Anlage in Bettembourg verbraucht rund 2 000 Tonnen im Jahr. Das ist kein Problem für uns – wir produzieren 55 000
Tonnen jährlich!
Was machen Sie mit den Reststoffen?
Unsere Reststoffe haben den Brennwert von Kohle. Gemeinsam mit der Firma Burkhardt haben wir diese Kohle zertifizieren lassen, was uns erlaubt, sie als Brennstoff weiterzuverkaufen. Damit haben wir kein Abfallprodukt, sondern eines, dass wir weiterverwerten, können. Bei der konkreten Umsetzung nimmt uns Burkhardt viel Arbeit ab.
Was empfehlen Sie Fernwärmebetreibern, die ebenfalls auf Erneuerbare Energien umsteigen wollen?
Als erstes empfehlen wir einen guten Brennstoff. Wir haben vieles ausprobiert: Schlamm, Hackschnitzel und andere Brennstoffe. Aber mit Holzpellets hatten wir die größte Sicherheit im Vergasungsprozess und in der finalen Gasqualität. Trotzdem – wenn man in die Holzgasbranche einsteigt, muss man wissen, dass einiges schwieriger ist, als gedacht. Ascheentsorgung und Kohleverwertung sind recht aufwändig und auch die Wartung ist intensiver als bei Brennstoffen wie Öl oder Gas. Das muss man wissen, wenn man eine Biomasseanlage kauft, sonst kann man leicht enttäuscht werden. Zentral waren für uns die Betriebsstunden, denn damit verdienen wir unser Geld. Unser Ziel, über 7 000 Betriebsstunden zu kommen, haben wir erreicht. Über 8 000 Stunden hatten wir sogar auch!